Klientin allein unterwegs
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Als ich sie das erste Mal sah, dachte ich, meine Hinrichtung stünde kurz bevor. Seit meiner Inhaftierung rechnete ich jeden Tag damit. Gerne würde ich behaupten, dass ich meinem nahen Ende tapfer entgegenblickte. Es wäre gelogen. In Wirklichkeit war ich aufgelöst in Angst. Doch sie kam nicht, um mich hinzurichten. Sie kam, um mich zu befreien.
Meine Mission in Rumänien war gescheitert. Doch es war nicht das Ende. Denn ich hatte eine Klientin gefunden. Mein Auftrag ist es seitdem, sie für den Rest meines Lebens zu beschützen.

Ich folgte ihr auf Schritt und Tritt. Ich bewachte sie, um sie vor allen Gefahren zu bewahren. Dann ging sie fort. Sie schloss die Tür und war alleine dort draußen. Ich war nicht bei ihr. Meine Klientin würde sterben. Sie war klein und verletzlich in einer großen, bedrohlichen Welt. Dann kam sie wieder. So lebendig wie zuvor. Nicht einmal ein Ohr fehlte.
Es passierte immer wieder. Erst nur für kurze Zeit, dann auch mal länger. Ich habe mich daran gewöhnt. Mittlerweile gehört es einfach zum Tagesablauf.
Sie geht zur Universität. Denn sie ist Undercover-Agentin. Als Studentin getarnt, behält sie die Forschungsergebnisse im Blick und sorgt dafür, dass die Anderen nichts Relevantes erfahren. Erkenntnisse zum Wesen der dunklen Energie, zur Erzeugung von Antimaterie in großem Stil, das alles bleibt der Öffentlichkeit durch ihren Einsatz verborgen. So können die Anderen nichts davon für ihre finsteren Zwecke missbrauchen. Ich wollte sie begleiten. Doch sie meinte, die Gegenwart eines übereifrigen Bodyguards würde ihrer Tarnung schaden. Wie kommt sie denn auf übereifrig?

Es fällt mir nicht leicht, sie gehen zu lassen. Aber ich weiß, dass sie immer zurück kommt. Meine Kollegin ist bei mir, wenn sie weg ist. Ihre Gelassenheit hilft mir, selbst ruhig zu bleiben. Ich beschwere mich nicht. Der Plan ist zu wichtig, als dass man ihn durch persönliche Interessen gefährden dürfte.

Davon abgesehen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass meine Klientin ihren Freiraum braucht. Sie benötigt einen Bodyguard, aber keinen Stalker. Einem Menschen keinen Freigang zu gewähren, wäre wohl nicht artgerecht. Und sollten wir nicht alle unseren Klienten ein artgerechtes Leben bieten?
April in Kürze
Mia
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0 Kommentare
Eva
Es ist wirklich wunderbar geschrieb, danke für den Schmunzler.
Da hast du ja einen echten Bodyguard, aber das konnte man ja schon an anderen Stellen lesen, wirklich süß euer Gespann.
Kylar mag das allein bleiben gar nicht gerne. Obwohl er auch so den halben Tag verschläft. Da versteh mal einer den Hund.
Schätersky und Frauchen
Danke. Sicher möchte Kylar nicht alleine bleiben, weil Labradore eben so sehr an ihren Menschen hängen. Wäre er selbstständig und auch ohne euch zufrieden, könnte ja jemand auf die Idee kommen, er sei ein Husky!
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