
Von Urwald, Filzen und Schachten: Wandern mit Hund im Bayrischen Wald 1
Während die ersten Sonnenstrahlen des Tages ihren Weg durch den Morgennebel finden und ein Meer von Tautropfen zum Glitzern bringen, rennt der Hund über weite Wiesen. Ich fange seinen Blick auf, der meine Abenteuerlust spiegelt. Wir sind im Urlaub im Bayrischen Wald und vor uns liegen Wälder bis zum Horizont, unbekannt Pfade, die es zu erkunden gilt, und Zeit nur für uns.

Der Bayrische Wald hat mich wirklich begeistert, unsere Wanderungen waren wunderschön, einzigartig und vor allem abseits von Menschenmassen. Eigentlich hätte es im letzten Sommer nach Slowenien gehen sollen, alles war schon seit Anfang des Jahres geplant und gebucht gewesen. Dann kam natürlich alles anders, die Unsicherheiten überwogen den Wunsch zu reisen, alles abgesagt. Die Alternative Bayrischer Wald hatte den Beigeschmack der Enttäuschung, des bloßen Ersatzes. Letztlich bin ich aber glücklich, dort gewesen zu sein. Der Urlaub hatte seinen ganz eigenen Zauber, was wir erlebt haben, seine eigene, großartige Schönheit. Aber seht selbst.
Tag 1: Falkenstein und Höllbach-Gespreng
Vom Zwieslerwaldhaus bei Bayrisch Eisenstein wandern wir zunächst auf den kleinen, dann auf den großen Falkenstein. In dieser Gegend gibt es noch echte Urwaldgebiete, steinige Pfade führen zwischen riesigen Bäumen hindurch. Es ist ein guter Start in den Urlaub.

Oben angekommen genießen wir eine Weile die Aussicht, bevor wir uns an den steilen und felsigen Abstieg zur Höllbach-Gespreng machen. Am Wasserfall selbst ist uns zu viel los, sodass wir zügig wieder auf einem schmalen Pfad am Bach entlang bergauf steigen, bis wir auf den Schachtenweg treffen.

Bei der Überquerung des Ruckwiesbergs erleben wir gleich eine weitere Besonderheit des Bayrischen Waldes: die Schachten. Baumlose Flecken im Wald, überzogen von Gras und Heidesträuchern. Früher wurde hier Vieh geweidet, und auch heute noch sieht man teilweise Rinder, zum Glück sicher eingezäunt. Es sind perfekte Orte für eine Rast im weichen Gras. Seite an Seite lassen wir die Eindrücke auf uns wirken. Dann folgen wir dem Goldsteig zum Ruckowitzschachten und schließlich bergab durch den Wald zurück zum Zwieslerwaldhaus.
Tag 2: Schwarzer Regen
Eine Flusswanderung darf in diesem Urlaub auf keinen Fall fehlen. Wenn auch an Schwarzem Regen statt an türkiser Soca. Wir starten von Böbrach aus und laufen westlich Richtung Regen, den wir auch bald erreichen. Zwischen blühenden Blumen finden wir einen kleinen sandigen Uferabschnitt, an dem Kalle ins Wasser kann.

Dann wandern wir in süd-westliche Richtung auf einem schmalen Pfad am Fluss entlang. Immer mal wieder machen wir einen Abstecher Richtung Wasser, klettern über Steine und blicken auf die tatsächlich schwarz wirkende Strömung. Vor Teisnach drehen wir um und gehen den gleichen Weg wieder zurück.


Da wir noch lange nicht müde sind, folgen wir dem Verlauf des Flusses weiter Richtung Norden, statt nach Böbrach abzubiegen. Auch wenn die Bäume nun den Blick auf das Wasser verdecken, ist der Waldweg abwechslungsreich und schön. Nach einiger Zeit stoßen wir wieder auf den Fluss, der mittlerweile deutlich breiter und gemächlicher dahinströmt. Auch der Weg geht von schmal und verwurzelt in breit und eben über.

Da ich mit Kalle nicht durch den nächsten Ort möchte, machen wir kehrt, bevor wir die Straße erreichen. Statt denselben Weg zurück zu gehen, schlägt Kalle einen Trampelpfad nach oben vor, den wir nehmen. Bald stoßen wir auf eine Straße, die in einen Waldweg mündet, der uns parallel zurück führt. Auf einer Wiese machen wir Rast und begegnen einer Gruppe Rehe. Mittlerweile sind wir schon länger als geplant unterwegs. Das geht mir meistens so. Schließlich möchte man immer noch hinter die nächste Wegbiegung schauen. Und dann wieder hinter die nächste. Doch schließlich wird es Zeit, zurück zur Unterkunft zu fahren und uns auszuruhen. Denn morgen haben wir Großes vor.
Tag 3: Filze und Schachten
Vor uns liegt die mit geplanten sieben Stunden längste Wanderung des Urlaubs. Auch diejenige, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Denn es geht zu den Filzen, Hochmooren, und ich liebe Hochmoore! Die Sonne strahlt vom Himmel und wir machen uns hochmotiviert auf den Weg. Los geht es am Parkplatz in Buchenau. Der Weg führt uns über Wurzeln und weichen Waldboden in Richtung des ersten Schachtens. Schnell gewinnen wir an Höhe, bei dem steilen Anstieg bin ich froh, dass es an diesem Morgen noch angenehm kühl ist. Schließlich öffnet sich der Wald vor uns und gibt die Sicht auf eine bewachsene Ebene frei.

Wir folgen dem Goldsteig kurzes Stück durch den Schachten, um den gesamten Ausblick zu genießen. Dann gehen wir zurück und nehmen stattdessen den Pfad Richtung Zwieselterfilz. Die Sonne zeichnet Muster aus Licht und Schatten, während wir auf konstanter Höhe am Hang entlang wandern und hin und wieder über Bäche und umgestürzte Bäume steigen.

Und dann erreichen wir das erste Hochmoor. Glücklicherweise finden wir dort auch einen Bach, an dem Kalle seine Pfoten kühlen und zusätzlich trinken kann. Auf Holzstegen geht es nun durch das Moorgebiet. Ich kann mich nicht satt sehen an all den Pflanzen und den schwarz schimmernden Tümpeln, in denen sich der Himmel spiegelt. Und mache natürlich eine Unmenge Fotos. Kalle mag die Stege und die plötzliche Offenheit der Landschaft.
Als wir wieder trockenen Grund erreichen, machen wir eine Rast im Schatten mit wohlverdientem Picknick.

Auf dem folgenden Wegabschnitt wechseln sich Filze, Schachten und Waldstücke ab. Wir genießen jede Minute der stillen Gemeinsamkeit in der herrlichen Umgebung. Bewundern den Latschensee und den Ausblick bis zur Trinkwassertalsperre, die wir auf dem Rückweg passieren werden.


Am Almschachten legen wir eine weitere Pause ein, entspannen im Gras. Als Letztes erreichen wir den Verlorenen Schachten, bei dem wir uns an den Abstieg machen.

Nach kurzer Zeit treffen wir auf einen Radweg, der uns zur Trinkwassertalsperre Frauenau bringt. Dass dieser Wegabschnitt eher langweilig ist, stört mich nach so viel Schönheit nicht mehr. Entlang des Sees führt dann ein Pfad parallel zum Radweg durch den Wald, immer wieder mit Ausblicken auf das Wasser. Unten angekommen biegen wir nach rechts Richtung Buchenau ab und erreichen schließlich, erfüllt und rechtschaffen müde, wieder den Parkplatz.

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